850 Jahre Göhren auf Rügen 

Frühgeschichte Rügens

Hierzu ist 2008 eine wissenschaftliche Ausarbeitung von Prof. Dr. Hans D. Knapp unter ISBN 9783980899932 unter dem Herausgeber Fritz Petrick erschienen, die im Buchhandel erhältlich ist.

In diesem Buch ist aus der Frühgeschichte der Insel Rügen eine Übersicht der zeitlichen Entwicklung wieder gegeben nach der bis zum Jahr 13.000 vor unserer Zeitrechnung auf der Insel Rentierjäger als heimisch ansieht. (Übersicht Seiten 122, 123, 124, 125.)

Im Wesentlichen sind aus den alten Kulturen Feuersteinfunde und Keramikscherben bei Grabungen entdeckt worden.

So fand der aus Baabe stammende göhrener Hotelier Reinhold Zobel 1920 auf seinem Hof an der Dorfstraße in Alt-Baabe bei Brunnenarbeiten in der Nähe des Selliner Sees eine komplette steinzeitliche Werkstatt aus Feuersteinen, die darauf schließen ließen, das im Bereich des Selliner Sees schon vor Jahrtausenden Siedlungen unserer Vorväter gestanden haben müssen.

Beim Neubau des Wasserschutzdeiches in Baabe vor wenigen Jahren wurden solche Funde dokumentiert.

1973 hatten die Putbuser Lehrerin Rosemarie Halliger + 2014 und Dr. Annemarie Langer aus Putbus 119 von 420 damals bekannten slawischen Fundplätzen entdeckt.

Das Auffinden slawischer Bootswracks bei Ralswiek durch Dr. Peter Herfert aus Bergen auf Rügen 1966 zog weitere intensivere Grabungsarbeiten nach sich.

So stellte sich Ralswiek als frühmittelalterlicher Seehandelsplatz im südlichen Ostseeraum heraus. (S. 20 ISBN 9783980899932)

Die Insel Rügen umfasst heute eine Küstenlänge von ca. 575 Kilometern, davon ca. 120 km Außenküste und ca. 450 km Binnenstrand in den Bodden und Seen.

Die Insel teilt sich im Wesentlichen auf das Kernland „Muttland“ und die anhängenden Halbinseln:

  • Mönchgut im Südosten
  • Zudar im Süden
  • Drigge im Süden
  • Jasmund im Nordosten
  • Wittow im Norden

Dazu kommen die vorgelagerten Inseln

  • Hiddensee im Westen
  • Oehe im Westen
  • Ummanz im Westen

Die im Südosten vorgelagerten Inseln zählen nicht zu Rügen, wie

  • Greifswalder Oie, auf der der einzige Leuchtturm der Ostsee links herum dreht und
  • Ruden – bekannt geworden durch die Raketenforschung von Wernher von Braun im 3. Reich.

Die Zerklüftungen in die rügenschen Halbinseln sind im Wesentlichen entstanden durch Seen und Bodden – im Südosten bei Mönchgut durch den Selliner See, im Osten durch den Schmachter See, den Kleinen und Großen Jassmunder Bodden.

Die höchsten Berge der Insel sind in der Granitz ca. 106 Meter über N.N. , auf Jassmund der Piekberg mit ca. 161 Metern als höchster Punkt der Insel Rügen.

(nicht benannt nach dem ersten Präsidenten Wilhelm Pieck der DDR, der häufig zur Kur im Ostseebad Göhren weilte), daher findet sich im Garten der Mönchguter Museen der als „Denkmal“ geschützte Wilhelm Pieck Stein!

So wie man sagt, die Sintflut vor ca. 6000 Jahren hätte die heutigen Außenküsten der Insel Rügen geformt, geht auch die Geschichtsschreibung der Bibel auf ca. 6000 Jahre vor unserer heutigen Zeit zurück.

Nachgewiesen ist jedenfalls, das auch die Insel Rügen in dieser Zeit schon besiedelt war.

Woher die Bewohner der Insel Rügen kamen, kann bis heute nicht mit Sicherheit festgestellt werden.

Die erste wissenschaftlich durch Kartenzeichnung festgestellte

„Mesolithische Besiedelung (10.000 – 5.000 vor Christi) aus: Lange, Jeschke, Knapp 1986 Kartenbeilage 5, Bearb . A Leube weist in Bereich Göhren das Dorf Vitt am Göhrener Südstrand aus – und den Ort Göhren auf dem Berg. Ebenso in Alt-Baabe im Bereich des Zobelhofes, auf dem noch heute das älteste erhaltene Massivgebäude von Mönchgut steht, Baujahr 1680, Eigentum der Hoteliersfamilie Zobel seit 1919.

Weiter ausgewiesen auf der Karte die heutigen Ortsbereiche Alt Reddevitz, Lobbe, Gager und Thiessow. (Seite 28 ISBN 9783980899932)

Man vermutet, dass zu dieser Zeit die Menschen Jäger und Fischer waren, sich von Pilzen und Beeren ernährten und auch schon Tierzucht möglich gewesen ist. Hier auf Mönchgut müssen sich damals die ersten sesshaften Menschen angesiedelt haben.

Lt. den Ausführungen von Prof. Dr. Hans D. Knapp vermochten die Menschen schon damals Einbäume zu fertigen, mit denen sie Fischfang betrieben und auf den Inseln verkehrten. Außerdem verfügten sie über einfache Tongefäße.

So ist nachgewiesen, dass die Insel Rügen mit dem heutigen Ort Göhren schon mit sesshaften Bauern bewohnt war, als um ca. 3500 v. Chr. die Sumerer im Euphrat- Tigrisgebiet den Pflug, das Rad oder die Keilschrift erfanden. Und lange bevor in Alt- Ägypten die ersten Pyramiden entstanden ca. 2685 v. Chr. (S. 36 ISBN 9783980899932)

Das heute noch vorhandene frühzeitliche Herzogsgrab bei Mönchgut wurde 1920 vom Mönchguter Heimatschriftsteller und Lehrer Fritz Worm aus Alt Reddevitz entdeckt und 1922 – 24 mit Friedrich Klinghardt ausgegraben.

Die Fußwege am Herzogsgrab sind ausgeschildert, ca. 2 Kilometer vom westlichen Ortsrand von Göhren entfernt, direkt am Fuß- und Fahrradweg gelegen nach Alt Reddevitz.

Landschaftlich schöner gelegen ist das urzeitliche Grab unter dem Speckbusch in Göhren, an der Westseite der Kirche.

Lt. Knapp (S. 66 ISBN 9783980899932) wird davon ausgegangen, dass die großen Steinquader durch viele Menschen über Rollen und Hebel bewegt und durch die Anschüttung von schiefen Ebenen in ihre Positionen geschafft wurden.

Die frühzeitlichen Bestattungen in den Hügeln fand in Baumsärgen statt, die mit Steinen umpackt wurden. Später wurde der Leichenbrand in Baumsärgen vorgenommen und schließlich in Urnen bestattet.

Nach diesen Erkenntnissen von Prof. Dr. Hans D. Knapp ist deutlich sichtbar, dass sich in unserer heutigen Zeit gegenüber den damaligen Handhabungen im Bestattungswesen in Jahrtausenden nicht viel geändert hat. Dies zeigt sich auch im Bereich des heutigen Waldfriedhofes von Göhren, der im Jahr 1912/13 von der Hoteliersfamilie Zobel vom Hotel Seestern der Gemeinde Göhren beschafft wurde. Die Verkäuferin Frau Lagemann, war eine Schwester von Reinhold Zobel.

Knapp berichtet weiter:

Die ersten slawischen Einwanderer, die „RUGINI“ (Ruani, Rugiani, Rani) hat als erster deutscher Chronist der westfälische Mönch Widukind von Corvey (929- 973) in seinen

„Drei Büchern sächsischer Geschichte berichtet. (S. 79 ISBN 9783980899932)

Aus Westfalen – wie Corvey an der Weser – kamen auch die Mönche, die bald darauf das Kloster Eldena bei Greifswald gründeten.

Als sicher gilt, dass die Urbevölkerung der Insel Rügen ab dem 7. Jahrhundert nach Chr. sich mit den zugewanderten Slawen vermischte. So erfolgten Rodungen von bis dahin nicht genutzten Waldflächen zum Zweck der Anlage von Siedlungen.

(S. 80 ISBN 9783980899932)

Ralswiek auf Rügen mag also zu slawischer Zeit der Zentralhafen für Hochseeschiffe auf Rügen gewesen sein. Fundstücke importierter Materialien wie Glas, Speckstein aus Norwegen, Schmuck aus Skandinavien, dem Baltikum und Osteuropa, sowie Hinweise auf Werkstätten von Kamm- Machern, zur Bernsteinbearbeitung, Steinbearbeitung, Herstellung von Webgewichten und Buntmetallverarbeitung belegen eine frühurbane Händler- und Handwerkersiedlung mit weitreichenden Handelsverbindungen.

(S. 87/88 ISBN 9783980899932)

Bei den Ausgrabungen in Ralswiek wurde ein Korb mit 2211 Silbermünzen, insgesamt 2750 Gramm aus dem 7., 8. und 9. Jahrhundert entdeckt, aus dem Bereich Mesopotamien, Mittelasien und Nordafrika. (S 88, ISBN 9783980899932)

Auf dem Rugard bei Bergen wurden arabische Münzen gefunden, die zwischen 767 und 822 in Bagdad, Basra, Samarkand und Persien gepräft wurden.

(S. 90, ISBN 9783980899932)

In den Jahren 1136, 1150, 1159, 1166 und 1168 erfolgten Angriffe der Dänen auf die Insel Rügen; am

15. Juni 1168 fiel die Tempelburg am Kap Arkona.

Dänemark besetzte erstmals die Insel Rügen dauerhaft!

(S. 92 ISBN 9783980899932)

4.11.14/Zobel-Schmidt

Historische Entwicklung des erstmals 1165 urkundlich erwähnten Göhren auf Rügen